Waren Sie nicht schon öfter
enttäuscht oder verärgert, weil die Gespräche mit dem von Ihnen betreuten
Demenz-Kranken unbefriedigend verliefen? Die folgenden Hinweise erläutern,
wie Sie selbst dazu beitragen können, besser mit Demenz-Patienten zu
kommunizieren. Sie ergänzen die in Teil 1 beschriebenen Prinzipien.
Offen reden
Sprechen Sie niemals mit anderen über
den Kopf des Patienten hinweg und verzichten Sie darauf, sich mit anderen
durch heimliche Zeichen zu verständigen. Sie wissen nie, was der Patient
dennoch mitbekommt und wie tief er durch solche Formen der Entmündigung
verletzt wird.
Positiv ausdrücken
Verzichten Sie im Gespräch auf
Negativ-Formulierungen. Worte wie "nicht", "keiner" oder "niemand" werden
besonders in der Aufregung leicht überhört. Vom Hinweis "Niemand will Dir
wehtun" nimmt der Demenz-Kranke vielleicht nur den Begriff "wehtun" wahr.
Sich wiederholt vorstellen
Möglicherweise vergisst der Kranke im
Verlauf des Gespräches, wen er vor sich hat. Scheuen Sie sich dann nicht,
sich wiederholt vorzustellen.
Konkret reden
Wiederholen Sie lieber den Satz des
Dementen als bloß mit einem (zu vieldeutigen) „Mmmmhhhh“ oder „oh oh oh“
zu antworten. Verzichten Sie auf unbestimmte Fürwörter wie („es“, „sie“).
Sprechen Sie von „dem Kissen“ (nicht von „ihm“) oder von „Angelika“ (statt
von „ihr“). Vermeiden Sie „bedeutungsschwangere“ Bilder oder Jargon, wenn
Sie etwas beschreiben oder erfragen („Brennen die Schmerzen wie Feuer?“),
da Sie damit den Kranken intellektuell möglicherweise überfordern.
Nur über Sichtbares sprechen
Dasjenige, worüber man mit dem
Demenz-Kranken spricht, sollte während der ganzen Unterhaltung immer
sinnlich wahrnehmbar bleiben (“Siehst Du die weiße Wolke da oben?” und
nicht: “Hast Du vorhin die Wolke gesehen?”). Auch der Betreuer sollte
möglichst immer im Wahrnehmungsfeld bleiben und beispielsweise dem von
hinten geschobenen Rollstuhlfahrer eine Hand auf die Schulter legen und
ihn wiederholt darauf hinweisen, dass man hinter ihm hergeht.
Eindeutig kommunizieren
Sprechen Sie von sich selbst klar mit
“ich” und weichen Sie nicht in das allgemeine “man” aus (“Man muss...”).
Verzichten Sie auf das verwirrende und meist unehrliche “wir” (“Wir wollen
jetzt zur Toilette”). Fragen Sie konkret (wie, was, wo, wann) und nicht
mit “warum”. Lassen Sie dem Pflegebedürftigen Zeit zur Antwort und geben
Sie ihm gegebenenfalls die Möglichkeit, mit “ja” oder “nein” zu antworten.
„Relevant“ kommunizieren
Die Information „Es ist Dienstag, 11
Uhr 30“ hilft Demenz-Kranken oft weniger als der Hinweis „Es dauert noch
etwas bis zum Mittagessen“. Achten Sie darauf, dass Ihre Informationen für
den Dementen in seiner jetzigen Situation bedeutsam sind. Versuchen Sie
auch umgekehrt, in unverständlich erscheinenden Äußerungen des Patienten
Bedeutung zu entdecken, auf die Sie dann gezielt reagieren können.
Beispiel: Ein Demenz-Kranker hörte auf, ständig nach der Uhrzeit zu
fragen. Seine Betreuerin hatte herausgefunden, dass der Betreffende
befürchtete, zu spät in die Kirchen zu kommen. Darauf hatte sie zugesagt,
ihm mitzuteilen, wenn es soweit sei.
Nicht die eigene Enttäuschung demonstrieren
Lassen Sie es den Kranken nicht
spüren, wenn Sie vom Gesprächsverlauf enttäuscht sind. Vermitteln Sie dem
Kranken durch Ihre Sprechweise, dass sie ihn "für voll nehmen".
Gefühle „sprechen lassen“
Versuchen Sie nicht, mit dem
Demenz-Kranken zu diskutieren oder ihm Gründe zu erläutern. Sie helfen ihm
mehr, wenn Sie auf seine Gefühle eingehen. Beispiel: Ein Demenz-Kranker
will unbedingt zur Bank, weil er vergessen hat, dass sein Konto nicht mehr
existiert. Hier kann der Hinweis "Die Finanzen sind in Ordnung" manchmal
mehr beruhigen als Appelle an das Gedächtnis. Gefühle existieren auch
dann, wenn die Sprache versagt: Versuchen Sie daher, die Gefühle des
Kranken zu erkennen und zu erwidern. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr
Verhalten (z.B. der ärgerliche oder warme Unterton Ihrer Stimme) beim
Demenz-Kranken Emotionen auslöst. Ein Demenz-Kranker kann sehr wohl
registrieren, ob Sie ihm nur formal oder mit Aufmerksamkeit und Zuwendung
"das Händchen halten".
Behutsam durch das Gespräch führen
Beginnen Sie Erläuterungen immer mit
dem Einfachsten und sparen Sie sich Ausnahmen und Besonderheiten für
später auf. Teilen Sie dem Kranken vor allem Dinge mit, die für ihn
bedeutsam sind. Warten Sie auf Stichworte des Patienten und drücken Sie
sich möglichst anschaulich aus. Scheuen Sie sich nicht, Gesprächsinhalte
zu wiederholen. Lassen Sie sich das, was Sie erklärt haben, möglichst
direkt vom Kranken vormachen. Weisen Sie den Patienten ausdrücklich darauf
hin, sobald Sie das Thema wechseln wollen. Wenn Sie im Beisein des Kranken
etwas unternehmen, sollten Sie ihm immer erläutern, was Sie als nächstes
tun werden ("Ich gehe jetzt ins Badezimmer. Dort hole ich ein Handtuch.
Dann komme ich wieder zurück.")
Mit Namen ansprechen, Berühren, in
kurzen Sätzen sprechen, Pausieren, mehrfach wiederholen,
Handlungsanweisungen in Einzelschritte zerlegen, ruhig sprechen, keine
„Babysprache“, Abstraktions- und Merkfähigkeit nicht überfordern
Sprechen Sie den Kranken mit seinem
Namen an und legen Sie dann eine kleine Pause ein. Eine körperliche
Berührung vermittelt Sicherheit und fördert den Kontakt. Benutzen Sie
kurze und einfache Sätze. Machen Sie zwischen zwei Sätzen ausreichend
lange Pausen. Packen Sie jeweils nur eine Aussage in einen Satz. Scheuen
Sie sich nicht, den gleichen Satz mehrfach wörtlich zu wiederholen und
Hinweisreize zu geben. Verzichten Sie auf komplexe Sätze und Befehle ("Geh
baden!"). Gliedern Sie eine Aufforderung in die erforderlichen
Einzelschritte ("Knöpfe das Hemd auf.", "Steige in die Wanne.", "Setze den
linken Fuß zuerst hinein."....).Sprechen Sie dabei möglichst ruhig und
entspannt. Vermeiden Sie jegliche Form von "Babysprache". Verzichten Sie
auf Gesprächsinhalte, die Abstraktionsfähigkeit erfordern und
Merkfähigkeit voraussetzen.
Aus Liedern die Botschaft heraushören
Wenn Demenz-Kranke singen, kann sich
dahinter eine Bedeutung verbergen. So setzt sich der Patient vielleicht
mit Sterben, Tod und Trennung auseinander, wenn er die Melodie von "Ich
hatte einen Kameraden" summt. Nutzen Sie also auch die Musik, um einen
Zugang zum Demenz-Kranken zu erhalten (z.B. wenn Sie Ihrerseits bestimmte
Gefühle ansprechen wollen).
Waren Sie nicht schon öfter
enttäuscht oder verärgert, weil die Gespräche mit dem von Ihnen betreuten
Demenz-Kranken unbefriedigend verliefen? Die folgenden Hinweise erläutern,
wie Sie selbst dazu beitragen können, besser mit Demenz-Patienten zu
kommunizieren. Sie ergänzen die in Teil 1 beschriebenen Prinzipien.
Offen reden
Sprechen Sie niemals mit anderen über
den Kopf des Patienten hinweg und verzichten Sie darauf, sich mit anderen
durch heimliche Zeichen zu verständigen. Sie wissen nie, was der Patient
dennoch mitbekommt und wie tief er durch solche Formen der Entmündigung
verletzt wird.
Positiv ausdrücken
Verzichten Sie im Gespräch auf
Negativ-Formulierungen. Worte wie "nicht", "keiner" oder "niemand" werden
besonders in der Aufregung leicht überhört. Vom Hinweis "Niemand will Dir
wehtun" nimmt der Demenz-Kranke vielleicht nur den Begriff "wehtun" wahr.
Sich wiederholt vorstellen
Möglicherweise vergisst der Kranke im
Verlauf des Gespräches, wen er vor sich hat. Scheuen Sie sich dann nicht,
sich wiederholt vorzustellen.
Konkret reden
Wiederholen Sie lieber den Satz des
Dementen als bloß mit einem (zu vieldeutigen) „Mmmmhhhh“ oder „oh oh oh“
zu antworten. Verzichten Sie auf unbestimmte Fürwörter wie („es“, „sie“).
Sprechen Sie von „dem Kissen“ (nicht von „ihm“) oder von „Angelika“ (statt
von „ihr“). Vermeiden Sie „bedeutungsschwangere“ Bilder oder Jargon, wenn
Sie etwas beschreiben oder erfragen („Brennen die Schmerzen wie Feuer?“),
da Sie damit den Kranken intellektuell möglicherweise überfordern.
Nur über Sichtbares sprechen
Dasjenige, worüber man mit dem
Demenz-Kranken spricht, sollte während der ganzen Unterhaltung immer
sinnlich wahrnehmbar bleiben (“Siehst Du die weiße Wolke da oben?” und
nicht: “Hast Du vorhin die Wolke gesehen?”). Auch der Betreuer sollte
möglichst immer im Wahrnehmungsfeld bleiben und beispielsweise dem von
hinten geschobenen Rollstuhlfahrer eine Hand auf die Schulter legen und
ihn wiederholt darauf hinweisen, dass man hinter ihm hergeht.
Eindeutig kommunizieren
Sprechen Sie von sich selbst klar mit
“ich” und weichen Sie nicht in das allgemeine “man” aus (“Man muss...”).
Verzichten Sie auf das verwirrende und meist unehrliche “wir” (“Wir wollen
jetzt zur Toilette”). Fragen Sie konkret (wie, was, wo, wann) und nicht
mit “warum”. Lassen Sie dem Pflegebedürftigen Zeit zur Antwort und geben
Sie ihm gegebenenfalls die Möglichkeit, mit “ja” oder “nein” zu antworten.
„Relevant“ kommunizieren
Die Information „Es ist Dienstag, 11
Uhr 30“ hilft Demenz-Kranken oft weniger als der Hinweis „Es dauert noch
etwas bis zum Mittagessen“. Achten Sie darauf, dass Ihre Informationen für
den Dementen in seiner jetzigen Situation bedeutsam sind. Versuchen Sie
auch umgekehrt, in unverständlich erscheinenden Äußerungen des Patienten
Bedeutung zu entdecken, auf die Sie dann gezielt reagieren können.
Beispiel: Ein Demenz-Kranker hörte auf, ständig nach der Uhrzeit zu
fragen. Seine Betreuerin hatte herausgefunden, dass der Betreffende
befürchtete, zu spät in die Kirchen zu kommen. Darauf hatte sie zugesagt,
ihm mitzuteilen, wenn es soweit sei.
Nicht die eigene Enttäuschung demonstrieren
Lassen Sie es den Kranken nicht
spüren, wenn Sie vom Gesprächsverlauf enttäuscht sind. Vermitteln Sie dem
Kranken durch Ihre Sprechweise, dass sie ihn "für voll nehmen".
Gefühle „sprechen lassen“
Versuchen Sie nicht, mit dem
Demenz-Kranken zu diskutieren oder ihm Gründe zu erläutern. Sie helfen ihm
mehr, wenn Sie auf seine Gefühle eingehen. Beispiel: Ein Demenz-Kranker
will unbedingt zur Bank, weil er vergessen hat, dass sein Konto nicht mehr
existiert. Hier kann der Hinweis "Die Finanzen sind in Ordnung" manchmal
mehr beruhigen als Appelle an das Gedächtnis. Gefühle existieren auch
dann, wenn die Sprache versagt: Versuchen Sie daher, die Gefühle des
Kranken zu erkennen und zu erwidern. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr
Verhalten (z.B. der ärgerliche oder warme Unterton Ihrer Stimme) beim
Demenz-Kranken Emotionen auslöst. Ein Demenz-Kranker kann sehr wohl
registrieren, ob Sie ihm nur formal oder mit Aufmerksamkeit und Zuwendung
"das Händchen halten".
Behutsam durch das Gespräch führen
Beginnen Sie Erläuterungen immer mit
dem Einfachsten und sparen Sie sich Ausnahmen und Besonderheiten für
später auf. Teilen Sie dem Kranken vor allem Dinge mit, die für ihn
bedeutsam sind. Warten Sie auf Stichworte des Patienten und drücken Sie
sich möglichst anschaulich aus. Scheuen Sie sich nicht, Gesprächsinhalte
zu wiederholen. Lassen Sie sich das, was Sie erklärt haben, möglichst
direkt vom Kranken vormachen. Weisen Sie den Patienten ausdrücklich darauf
hin, sobald Sie das Thema wechseln wollen. Wenn Sie im Beisein des Kranken
etwas unternehmen, sollten Sie ihm immer erläutern, was Sie als nächstes
tun werden ("Ich gehe jetzt ins Badezimmer. Dort hole ich ein Handtuch.
Dann komme ich wieder zurück.")
Mit Namen ansprechen, Berühren, in
kurzen Sätzen sprechen, Pausieren, mehrfach wiederholen,
Handlungsanweisungen in Einzelschritte zerlegen, ruhig sprechen, keine
„Babysprache“, Abstraktions- und Merkfähigkeit nicht überfordern
Sprechen Sie den Kranken mit seinem
Namen an und legen Sie dann eine kleine Pause ein. Eine körperliche
Berührung vermittelt Sicherheit und fördert den Kontakt. Benutzen Sie
kurze und einfache Sätze. Machen Sie zwischen zwei Sätzen ausreichend
lange Pausen. Packen Sie jeweils nur eine Aussage in einen Satz. Scheuen
Sie sich nicht, den gleichen Satz mehrfach wörtlich zu wiederholen und
Hinweisreize zu geben. Verzichten Sie auf komplexe Sätze und Befehle ("Geh
baden!"). Gliedern Sie eine Aufforderung in die erforderlichen
Einzelschritte ("Knöpfe das Hemd auf.", "Steige in die Wanne.", "Setze den
linken Fuß zuerst hinein."....).Sprechen Sie dabei möglichst ruhig und
entspannt. Vermeiden Sie jegliche Form von "Babysprache". Verzichten Sie
auf Gesprächsinhalte, die Abstraktionsfähigkeit erfordern und
Merkfähigkeit voraussetzen.
Aus Liedern die Botschaft heraushören
Wenn Demenz-Kranke singen, kann sich
dahinter eine Bedeutung verbergen. So setzt sich der Patient vielleicht
mit Sterben, Tod und Trennung auseinander, wenn er die Melodie von "Ich
hatte einen Kameraden" summt. Nutzen Sie also auch die Musik, um einen
Zugang zum Demenz-Kranken zu erhalten (z.B. wenn Sie Ihrerseits bestimmte
Gefühle ansprechen wollen). |