Viele Betreuer
konzentrieren sich darauf, Defizite Demenz-Kranker zu kompensieren.
Dadurch versäumen sie es, noch vorhandene Fähigkeiten zu unterstützen
und diese vor drohendem Verlust zu bewahren. D. L. Wells und P. Dawson plädieren
deshalb dafür, anhand eines von ihnen entwickelten Rasters gezielt
vorhandene Fähigkeiten zu erfassen.
Die
Autorinnen schlagen vor, mindestens vier Funktionsbereiche zu begutachten:
- Selbstversorgung
(12 Kritieren),
- soziale
Kompetenz (10 Kriterien),
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- interaktive
Fähigkeiten (18 Kriterien) und
- Deutungsvermögen
(18 Kriterien).
Beispiele für
Selbstversorgung sind „willentliche Bewegungen“ und „räumliche
Orientierung“), für soziale Kompentenz „Aufmerksamkeit und Humor“,
für interaktive Fähigkeiten „Verständnis von Aufforderungen“ und
„Vervollständigung von Sätzen“ und für Deutungsvermögen
„Erkennen des Datums“ und „Erleben von Gefühlen“.
In einer explorativen
Studie an 112 männlichen Demenz-Kranken (Durchschnittsalter: 75 Jahre)
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veranschaulichen Wells
und Dawson, wie stark das Fähigkeitenprofil der Patienten interindividuell
variieren kann. Diese Beobachtungen widersprechen der Tendenz, Demenz als
„vollständigen“ und meist unaufhaltsam voranschreitenden Verlust
intellektueller Fähigkeiten anzusehen. Vielmehr bestätigen sie die
Notwendigkeit, Betreuungspläne so individuell wie möglich zu gestalten und
dabei vorhandene Fähigkeiten besonders zu beachten.
D. L. Wells u.a.: Description of
retained abilities in older persons with dementia. Research in Nursing &
Health 2000 (23) 158-166
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