Japan. Demenzen beeinträchtigen
nicht nur kognitive Fähigkeiten und Verhalten, auch die Fähigkeit nimmt
ab, bei anderen Menschen Emotionen zu erkennen. Die zuletzt genannte
Kompetenz scheint jedoch nur bei vaskulärer Demenz mit dem Schweregrad
der kognitiven Einbußen zu korrelieren. Bei Alzheimer-Kranken ist das
offenbar nicht der Fall.
Diese überraschende
Feststellung machen A. Shimokawa und Kollegen in einer Studie an jeweils
25 Patienten mit vaskulärer bzw. Alzheimer-Demenz sowie 12 gesunden
Kontrollpersonen. Allen Studienteilnehmern wurden Bilder vorgelegt, bei
denen es unter anderem darum ging, zwei Gesichter mit gleichem Affekt zu
erkennen, einen abstrakten Gefühlsbegriff (z.B. Ärger) mit dem passenden
Gesichtsausdruck zu verbinden und eine Szene emotional durch Zuordnung des
richtigen Gesichtsausdrucks zu deuten. Patienten mit vaskulärer Demenz
bewältigten diese Aufgaben weitaus schlechter als solche mit
Alzheimer-Demenz.
Alle Studienteilnehmer mit
vaskulärer Demenz wiesen im Computertomogramm bzw. in der
Kernspinresonanztomografie subkortikale ischämiebedingte Veränderungen
auf, nicht dagegen die Alzheimer-Kranken. Die Autoren vermuten, dass die
erwähnten pathologischen Erscheinungen die beeinträchtigte
Emotionskompetenz bei vaskulärer Demenz erklären. Sie regen an, die
Betreuung der Patienten nicht nur an kognitiven Einbußen, sondern auch an
emotionalen Defiziten zu orientieren. Letztere dürften wesentlich dazu
beitragen, dass sich manche Demenz-Kranke in Gegenwart anderer Menschen überfordert
fühlen und deshalb Angst entwickeln.
A.
Shimokawa u.a.: Comprehension of emotions: comparison between Alzheimer
type and vascular dementias. Dement. Geriatr.
Cogn. Disord. 2000 (11) 268-274
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