USA.
Wenn Demenz-Kranke sich oder andere erheblich gefährden, ist es mitunter
unumgänglich, sie vorübergehend zu fixieren. Ein solches Vorgehen
beeinträchtigt immer extrem. Für manche Demenz-Betroffenen ähnelt es der
Hölle, wenn sie zuvor schon einmal Opfer von Gewalt waren und die
Fixierung schmerzhafte Erinnerungen belebt. Wie R. B. Flannery erläutert,
sollte man bei Fixierungen immer an eine solche Möglichkeit denken und
drohenden Retraumatisierungen schon im Vorfeld begegnen.
Die Prophylaxe beginnt damit, bereits bei der Krankenhaus- oder
Heimaufnahme eines Demenz-Kranken mögliche Gewalterfahrungen einfühlsam zu
erfragen (in der Regel unter Einbeziehung von Bezugspersonen). Das
Trauma-Spektrum ist breit und reicht von Missbrauchserlebnissen und
körperlichen Misshandlungen in privaten Beziehungen bis hin zu Überfällen,
schweren Unfällen, Kriegserlebnissen und Naturkatastrophen. Wo sich die
notwendigen Informationen nicht erfragen lassen, kann das Verhalten der
Patienten Hinweise liefern. Beispiel: Eine in ihrer Jugend wiederholt von
nächtlichen Inzesterlebnissen betroffene Frau wird regelmäßig bei Einbruch
der Dunkelheit unruhig. Da Suchtverhalten manchmal einer
„Selbstmedikation“ ähnelt, kann auch dieses ein Indiz für schwere Traumen
in der Vergangenheit sein.
Fixierungen lassen sich auch vermeiden, indem man ein eskalierendes
Verhalten frühzeitig bemerkt und diesem mit relativ schonenden Maßnahmen
begegnet. Zur Prophylaxe gehört die Kenntnis der wichtigsten Trigger, die
bei Patienten potenziell gefährliche Verhaltensweisen auslösen können
(Beispiele: Berührungen, laute Stimmen, Isolation, uniformierte Personen).
Solche Trigger gilt es zu vermeiden.
Nicht zuletzt kann man mit dem Patienten offen besprechen, welche
Strategien ihm selbst am angenehmsten sind und ihm helfen, sich zu
beruhigen und zu kontrollieren (etwa Gespräche, Musik hören, Bewegung).
Dabei kann man durchaus erfragen, welche Form der Fixierung sich der
Patient gegebenenfalls wünscht (mechanisch, chemisch, Aufenthalt in einem
ruhigen Raum) und wie er während einer Fixierung behandelt werden möchte
(Gespräche, Behandlung durch eine Person des gleichen Geschlechts). Wie
Flannery betont, werden Fixierungen oft entbehrlich, wenn man die
erwähnten Strategien nutzt.
R.
B. Flannery: Restraint procedures and dementia sufferers with
psychological trauma. American Journal of Alzheimer´s Disease and Other
Dementias 2003 (18) 227-230
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