Unwirksamkeit
von Nikotinpflastern bei Alzheimer-Demenz
Island.
Schützt Rauchen vor Demenz? Diese Frage machte schon verschiedentlich
Schlagzeilen. Eine placebokontrollierte cross-overDoppelblindstudie dämpft
mögliche Hoffnungen derZigarettenindustrie. In der Studie von J. Snaedal
und Mitarbeitern erhielten 18 Patienten mit einer wahrscheinlichen
Alzheimer-Demenz jeweils vier Wochen lang im cross-over Tausch (nach einer
zweiwöchigen Auswaschphase) Placebo oder ein Nikotinpflaster. Das
Pflaster setzte 21 mg Nikotin pro Tag frei. Unter Nikotin wie auch unter
Placebo verbesserte sich das Kurzzeitgedächtnis signifikant. Ein
Unterschied zwischen beiden Behandlungsformen war jedoch nicht zu
erkennen.
J.
Snaedal et al.: The effects of nicotine in dermal plaster on cognitive
functions in patients with Alzheimer's Disease. Dementia 7 (1996), 47-52
Geburt
im "Wonnemonat" als Demenz-Prophylaxe?
Kanada.
Für die Schizophrenie zeichnet sich ab, daa die Jahreszeit der Geburt
(Winter) mit der späteren Erkrankung in einem Zusammenhang steht.
VergleichbareUntersuchungen zur Alzheimer-Demenz lieferten bislang
widersprüchliche Ergebnisse. Eine Studie von H. Vézina und Mitarbeitern
beansprucht aufgrund ihrer Methodik, erstmalig fundiertere Hinweise
liefern zu können. Im Vergleich zu zwei Kontrollgruppen fiel den
kanadischen Wissenschaftlern auf, daa von rund 400 Patienten mit einer
Alzheimer-Demenz signifikant weniger im Monat Mai geboren waren. Auch im
Juni, Juli und August lag die Geburtenhäufigkeit noch sichtbar unter
derjenigen der Kontrollgruppen. Über die Ursache dieser Diskrepanz läßt
sich vorerst nur spekulieren. So ist einerseits denkbar, daa in den
"Wonnemonaten" weniger krankmachende Bedingungen herrschen.
Andererseits könnte aber auch das Gegenteil der Fall sein. Eine denkbare
Folge wäre dann, daa "geschwächte" und Demenz-anfällige Feten
bzw. Neugeborene schon früh versterben und nicht mehr das Alter
erreichen, indem sich eine Demenz typischerweise manifestiert. Um ihre
Hypothesen zu überprüfen erforschen die Autoren nunmehr, ob in den
Geburtsjahren der rund 400 Alzheimer-Kranken besondere Epidemien vorkamen.
H.
Vézina et al.: Season of birth and Alzheimer's Disease: a
population-based study in Saguenay-Lac-St-Jean/Québec (IMAGE Project).
Psychological Medicine 26 (1996), 143-149
Bakterienbesiedlung der Hirnrinde von Alzheimer-Kranken
Ulm.
Möglicherweise könnenfrühzeitige Diät und eine antibiotische
Behandlung den Krankheitsverlauf bei einer Alzheimer-Demenz günstig
beeinflussen. Zu dieser Überlegung gelangt H. H. Kornhuber aufgrund der
Beobachtung, daa sich im Biopsiematerial von drei Alzheimer-Patienten
Proprionibacterium acnes nachweisen ließ. Dieser atypische anaerobe
Erreger spricht auf Cephalosporine an. Wenn man durch eine frühzeitige Diät
einer Mikroangiopathie vorbeugt, sucht der Erreger möglicherweise
vergeblich nach günstigen Lebensbedingungen in der phylogenetisch älteren
und daher vaskulär möglicherweise weniger robust versorgten Hirnrinde.
Der Autor weist selbst darauf hin, daa er nur über Einzelfälle
berichtet.
H.
H. Kornhuber: Propionibacterium acnes in the cortex of patients with
Alzheimer's disease. Eur. Arch. Psychiatry 246 (1996), 108-109
Verringern
nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) das Alzheimer-Risiko?
San
Francisco. Möglicherweise senken NSAR, abgesehen vonAcetylsalicylsäure,
die Wahrscheinlichkeit, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken um 30 bis
60 Prozent. Über diese Schlußfolgerung einer prospektiven Altersstudie
aus Baltimore berichtete C. Kawas beim 48. Jahrestreffen der
Amerikanischen Akademie für Neurologie. Nach Ansicht der
Wissenschaftlerin ist die Alzheimer-Krankheit zwar kein entzündliches
Leiden; sobald sie beginnt, geht sie jedoch möglicherweise mit entzündlichen
Begleiterscheinungen einher. Diese lassen sich vermutlich mit NSAR
unterbrechen. Noch ist die Frage offen, welches die dafür erforderliche
niedrigste Dosis ist.
J.
Fricker in Lancet 247 (1996) 958
Sprachbegabung schützt vor Demenz
USA.
Zu diesem Rückschlua gelangt eine Studie von S. J. Kemper und
Mitarbeitern an 93 alten Nonnen, von denen schriftliche Äußerungen aus
jungen Jahre vorlagen. Es zeigte sich, daa weniger Bildung als vielmehr
sprachliche Fähigkeiten die Wahrscheinlichkeit verringern, in höherem
Alter an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken. Vor allem der Faktor
"Ideendichte" (komplexe Satzbildung) scheint aussagefähig zu
sein. So bestätigte die Autopsie, daa sich Alzheimer-Kranke weitaus häufiger
durch eine niedrige Ideendichte auszeichneten als Nicht-Demente (90
Prozent gegenüber 13 Prozent).
J.
S. Kemper et al. in JAMA 275 (1996), 528-532
Klagen
über Gedächtnisstörungen als Demenz-Vorboten
Niederlande.
Bisherige Untersuchungen haben meist entwarnt: Die subjektive Wahrnehmung
von Gedächtnisschwierigkeiten allein lieferte noch keinen Hinweis auf
eine drohende Demenz. Eine Studie von B. Schmand und Mitarbeitern bringt
diese Annahme erheblich ins Wanken. In der niederländischen Untersuchung
wurden 203 seelisch gesunde Menschen im Alter von 65 bis 84 Jahren vor und
nach Ablauf von 3 Jahren eingehend untersucht. Dabei zeigte sich, daa 16
Personen mittlerweile dement geworden waren. Diese hatten 3 Jahre zuvor
signifikant häufiger über Gedächtnisstörungen geklagt als die übrigen
Studienteilnehmer. Angesichts dieser Erkenntnis raten die Autoren, Klagen
älterer Menschen über Gedächtnisstörungen entsprechend ernst zu
nehmen.
B.
Schmand et al.: Subjective memory complaints may announce dementia.
Neurology 46 (1996), 121-125
Keine
Besserung kognitiver Leistungen durch Antihypertonika
Großbritannien.
Die viereinhalbjährige Behandlung mit Antihypertonika allein steigert bei
älteren Menschen noch nicht die kognitive Leistung. Zu diesem Ergebnis
gelangen M. J. Prince und Mitarbeiter in einer Studie an 2.584 Patienten
im Alter zwischen 65 und 74 Jahren. Sie entstammten einem Kollektiv von
4.396 Teilnehmern einer Hypertoniebehandlungsstudie. Im Durchschnitt
hatten diese Personen systolische Blutdruckwerte zwischen 160 und 209
mmHg. Der diastolische Druck betrug mehr als 115 mmHg. Randomisiert
erhielten die Studienteilnehmer entweder Diuretika, Betablocker oder
Placebo. In den beiden Tests zur Überprüfung des kognitiven
Leistungsvermögens ließen sich jedoch zwischen den drei
Behandlungsgruppen keine aussagekräftigen Unterschiede erkennen.
M.
J. Prince et al.: Is the cognitive function of older patients affected by
antihypertensive treatment? Brit. med. J. 312
(1996), 801-805
|