USA.
Beim „normalen Altern“ beobachtet man, daß es „typische“ Persönlichkeitszüge
eines Menschen akzentuiert. Warum sollte entsprechendes nicht auch im
Zusammenhang mit einer Demenz gelten, die solchen Eigenschaften
allerdings sogar zum Rang eines „Dramas“ bzw. zu besonderer
Intensität verhelfen kann? A. M. Kolanowski und A. L. Whall sprechen
sich jedenfalls dafür aus, auch bei Demenz-Kranken deren prämorbide
Persönlichkeitszüge zu berücksichtigen. Manches unverständlich
wirkende Verhalten macht dann u.U. sogar Sinn, da ähnliche
Verhaltensweisen früher erfolgreich zur Lebensbewältigung eingesetzt
worden waren. Es zeigte sich beispielsweise, daß vermehrt herum
wandernde Demenz-Kranke schon „in gesunden Zeiten“ aktivere
Menschen waren, die sich vermehrt engagierten, viele Lebenskrisen zu
bewältigen hatten, auf Streß verstärkt motorisch reagierten und überhaupt
bewegungsbetonter lebten.
Ein Blick auf die prämorbide
Persönlichkeit kann auch die Auswahl geeigneter Interventionen
erleichtern: Wer sich früher für neue Erfahrungen aufgeschlossen
zeigte, wird über diese Haltung möglicherweise auch noch in den
Anfangsstadien einer Demenz verfügen. Wer dagegen schon immer rigide
auf Ordnung und Sicherheit beharrte, wird dieses Musters vermutlich
auch nach dem Einsetzen einer Demenz nicht ablegen.
Und noch ein letztes
Beispiel: Wenn eine demente Frau immer wieder ankommt, um ihre Hände
zu waschen, muß dies nicht primärer Ausdruck einer
krankheitsbedingten „zwangähnlichen Verhaltensstörung“ sein. Möglicherweise
war diese Frau schon immer sehr reinlich gewesen.
Die Autorinnen regen an,
Persönlichkeitsprofile nicht mit Hilfe reiner „Checklisten für
Verhaltensstörungen“ zu erstellen. Demente zeigen in aller Regel
mindestens genau so häufig positive Verhaltensweisen, die ja
ebenfalls Ausdruck ihrer Persönlichkeit sind. Bei einer nur auf
Pathologie achtenden Sichtweise werden sie aber leicht übersehen.
A.
M. Kolanowski, A. L. Whall: Life-span perspective of personality in
dementia. J. Nursing Scholarship 1996 (28) 31