Deutschland/USA.
Domino-Experten scheinen selbst dann noch gut spielen zu können, wenn
sie unter einer fortgeschrittenen Demenz leiden. Einige von ihnen
besiegen nicht nur ihre Gegner. In einem „Domino-Test“ können sie
sich sogar optimal entscheiden und ihr Vorgehen korrekt begründen. In
diesen Punkten unterscheiden sie sich nicht von altersentsprechenden
gesunden Senioren. Offenbar können sie sich derart komplex verhalten,
weil der Test reale Spielbedingungen simuliert. Auf rein abstrakte
Fragen („Welcher Spielstein hat den höchsten Wert?“) schneiden
die Demenz-Kranken dagegen genau so schlecht ab wie Personen, die
keinerlei Ahnung von Domino haben. Zu diesen Erkenntnissen gelangen F.
Greiner und Mitarbeiter im Rahmen einer Studie, die Domino-erfahrene
Personen (Demenz-Kranke, gesunde Senioren) und Domino-unerfahrene
Teilnehmer (Demenz-Kranke, Studenten) verglich.
Die Untersuchungsergebnisse
lassen vermuten, daß frühere Fähigkeiten bei Demenz-Kranken
keineswegs verloren gehen müssen. Lediglich der Zugang zu ihnen
scheint versperrt zu sein. Möglicherweise bot die Testsituation den
dementen Domino-Spielern einen Kontext an, der ihnen den Zugang wieder
eröffnete. Warum sollten sich nicht auch andere Fähigkeiten wieder
nutzbar machen lassen, wenn man den Kranken geeignete äußere
Rahmenbedingungen bzw. Schlüsselreize bietet?
F.
Greiner et al.: Expression of game-related and generic knowledge by
dementia patients who retain skill at playing dominoes. Neurology 1997
(49) 518-523