Schweden. Einmal pro Monat 45
Minuten Tanz verschaffen Demenz-Kranken Freude, stiften Kontakte,
reaktivieren brachliegende Fähigkeiten und lassen für eine
Dreiviertelstunde vergessen, wie schwer krank die Betreffenden sind.
Auf diese Möglichkeit weisen L. Palo-Bengtsson und S.-L. Ekman
aufgrund einer Video-dokumentierten Studie hin, in der sie das
Verhalten von sechs Dementen genau registrierten und sorgfältig
analysierten. Die Untersuchung erfolgte in einem Stockholmer
Pflegeheim mit 14 Stationen. Dort finden bereits seit 10 Jahren
Tanzveranstaltungen einmal monatlich zwischen 10 Uhr 30 und 11 Uhr 15
statt. Ein in der Altenarbeit erfahrenes kleines Tanzorchester mit
einer Sängerin spielt für durchschnittlich 20 bis 50 Personen zum
Tanz auf.
Die Autorinnen bemerkten, wie wichtig das
Vorbild der Betreuer war. Zeichneten sich die anwesenden Betreuer
durch Passivität aus, sahen sie also das Tanzen nicht als wichtigen
Bestandteil ihrer beruflichen Aufgaben an, hielten sich auch die zugehörigen
Patienten eher zurück. Musik und Tanz schienen längst vergangene Fähigkeiten
wieder hervorzurufen: Viele Demente benahmen sich automatisch getreu
der Etiquette und tanzten korrekt. Mitunter ließ der Anblick der
Tanzenden völlig vergessen, daß es sich um seelisch Kranke handelt.
Für die Betreuer war es besonders erfreulich, auch sehr in sich zurückgezogen
wirkende Patienten einmal außergewöhnlich aktiv zu erleben. Ein
solches Ereignis verleiht ihrem Engagement Sinn und motiviert sie
erneut. Im Demenz-Kranken profitieren Selbstwertgefühl, Identität
und Lebensfreude davon, daß Tanzen die soziale Kompetenz bestätigt
und lustvolle Kontakte ermöglicht.
L.
Palo-Bengtsson, S.-L. Ekman: Social dancing in the care of persons
with dementia in a nursing home setting: a phenomenological study.
Scholarly Inquiry for Nursing Practice 1997 (11) 101-118