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Japan. Die emotionale
Bedeutung eines Ereignisses entscheidet auch bei Demenz-Kranken
wesentlich darüber, ob dieses in Vergessenheit gerät. Auf die zentrale
Rolle des Affekts für das Merken und Erinnern bei Demenz-Patienten
macht eine Studie von M. Ikeda und Kollegen aufmerksam. Die japanischen
Wissenschaftler waren der Frage nachgegangen, wie Demenz-Kranke eine
Katastrophe mnestisch verarbeiten. Den Anstoß lieferte ein starkes
Erdbeben der Stärke 4, dem u.a. 6.300 Menschen zum Opfer gefallen
waren. Ikeda und Mitarbeiter überprüften, inwieweit sich 51
Demenz-Kranke sechs bzw. zehn Wochen nach der Katastrophe an dieses
Drama erinnerten. Vergleichsweise gingen sie der Frage nach, in welchem
Umfang dieselben Patienten sich an eine Magnetresonanztomografie (MRI),
die erst kürzere Zeit zurücklag (im Durchschnitt 17,5 Tage) und in der
Regel auch als sehr unangenehm erlebt wurde. Die Auswertung ergab, daß
sich 86,3 Prozent der Kranken an das Erdbeben, aber nur 31,4 Prozent an
die MRI-Untersuchung erinnerten. Selbst schwer demente Patienten, die
sonst Vorkommnisse schon nach wenigen Minuten vergessen, konnten
weiterhin sehr lebhaft ihre Erlebnisse während des Erdbebens schildern.
Dagegen war den meisten Patienten die Bedeutung der Ereignisse
verschlossen.
Aus diesen Feststellungen
folgern die japanischen Wissenschaftler, daß Angst (bzw. starke
Affekte) das persönliche Erinnerungsvermögen unterstützt. Dagegen fördert
sie nicht die kognitive Verarbeitung der entsprechenden Ereignisse. Das
emotionale Erleben scheint das Gedächtnis weitaus mehr zu stützen, als
dies bloße Wiederholungen vermögen.
M.
Ikeda u.a.: Amnestic people with Alzheimer´s disease who remembered the
Kobe earthquake. Brit. J. Psychiatry 1998 (172) 425-428