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Frankfurt
a.M. Nonverbal können manche Demenz-Kranke noch weitaus besser
kommunizieren, als es ihren Betreuern bewußt zu sein scheint. Leider
werden ihre mitunter nur sehr diskret gesendeten Signale leicht übersehen.
Auch orientiert sich die Interaktion mit den Betreuern vor allem an
Rhythmus und Tempo der Helfer und weniger an dem der Kranken.
Auf diese Phänomene verweist eine Studie
von R. Wagener und Kolleginnen, in der die Autorinnen mit Hilfe zweier
Videokameras sehr sorgfältig das Wechselspiel zwischen Demenz-Kranken
und ihren Betreuern beim Essen analysierten. Dabei fiel auf, daß die
Pflegebedürftigen mitunter extrem lange warten mußten und sie allein
durch Worte nicht zum Essen zu bewegen waren. Erst das Zeigen des
Bestecks, der Hautkontakt mit dem Material und vor allem der Körperkontakt
mit den Pflegenden lösten die angestrebten Handlungen aus. Viele
Reaktionen erfolgten zeitversetzt („ver-rückt“), wodurch sie von
den Betreuerinnen oft nicht mehr wahrgenommen wurden. Ähnliches galt für
einzelne Bewegungen, die mitunter nur begonnen, aber nicht abgeschlossen
wurden und oft relativ ausdrucksschwach wirkten. Wenn man solche
Hinweise übersieht, betont das Frankfurter Wissenschaftler-Team,
unterschätzt man leicht die vorhandenen Fähigkeiten Demenz-Kranker. Außerdem
fiel den Untersucherinnen auf, daß die Körperhaltung der Pflegenden
das Verhalten der Kranken stark beeinflußte. Deren Aufmerksamkeit nahm
deutlich zu, wenn sich die Pflegenden ihnen klar zuwandten und
Blickkontakt aufnahmen. Zudem ließ sich beobachten, wie die
Interaktionspartner ihre Körperbewegungen und Gesten auf das subtilste
koordinierten.
R.
Wagener u.a.: Essen und Trinken bei Menschen mit Alzheimer-Demenz.
Pflege 1998 (11) 89-95