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Videos erleichtern den Umgang mit Dementen

Flüstern Sie doch einmal mit Demenz-Kranken. Häufig erzeugt dies Nähe, Vertrautheit und Aufmerksamkeit. Warum sollte man nicht Gummi-Bäume vor eine Toilette stellen? Möglicherweise fühlen sich Demenz-Kranke dadurch angezogen, um ihre Bedürfnisse am richtigen Ort zu verrichten. Solche und ähnliche Anstöße liefert der 30minütige Videofilm „Dementielles Verhalten verstehen. Abschied von den Spielregeln unserer Kultur“. Der im Vincentz Verlag erschienene Film stützt sich auf Gedanken von Dr. med. Jan Wojnar. Der Hamburger Gerontopsychiater plädiert für eine experimentierende Suchhaltung und einen gelassenen Umgang mit Demenz-Kranken. Damit verbunden ist ein Verzicht auf zupackende Hilfe oder wohlmeinende Angebote, die primär das eigene Gewissen beruhigen. Zu den provokativen Gedanken des Films gehört die Frage, ob sich Demente in großen Mehrbettzimmern wohler fühlen als in Ein- oder Zweitbetträumen. Zufallsbeobachtungen zeigten nämlich, dass Demenz-Kranke fragten, ob in

einem großen Schlafsaal auch für sie noch ein Bett frei sei. Relativ problemlos legten sie sich mit den anderen zur Ruhe und nahmen – beim nächtlichem Erwachen – sichtlich auf die Mitschläfer Rücksicht. Möglicherweise treten im Rahmen einer Demenz (bzw. dem Ablegen kultureller Spielregeln) archaische Bedürfnisse und Gewohnheiten zutage. Sie könnten dafür verantwortlich zeichnen, dass sich Demenz-Kranke in der „Goßsippe“ wohlfühlen und sich ungestümer verhalten (wühlen, suchen, sammeln und mit den Händen essen). Der sehr einfühlsam gedrehte Film lädt zu Flexibilität und Toleranz ein und ist auch für Angehörige Demenz-Kranker zu empfehlen.

    Eine interessante thematische Ergänzung kommt aus dem Ernst Reinhardt Verlag mit einer Video-Trilogie von Naomi und Ed Feil („Myrna desorientiert und unglücklich“, „Lebe Dein Alter“, „Auf der Suche nach gestern“). In ihr führt die schauspielerisch begabte Begründerin der „Validation“ mit unterschiedlichen

dramaturgischen Mitteln in ihre Methode ein (Erläuterung: Validation anerkennt und schätzt die innere Erlebniswelt verwirrter alter Menschen). Die 19- bis 29minütigen Filme wurden vor mehreren Jahren in den USA gedreht und haben teilweise schon historischen Wert. Ein ebenfalls aktuell bei Reinhard erschienenes Buch von Naomi Feil führt mit zahlreichen Beispielen in den Umgang mit Demenz-Kranken ein und rundet das Validationspaket sinnvoll ab.

VHS-Video „Dementielles Verhalten verstehen“. Mit Begleitbroschüre. Vincentz Verlag 2000. Bestellnr. 18462. 158 DM

VHS-Videos von Naomi und Ed Feil (alle in Originalfassung mit deutschen Untertiteln): Myrna desorientiert und unglücklich (26 Minuten); Lebe Dein Alter (19 Minuten); Auf der Suche nach Gestern (29 Minuten). Alle Ernst Reinhard Verlag 2000, jedes Video 49,80 DM

Naomi Feil: Validation in Anwendung und Beispiel. Der Umgang mit verwirrten Menschen. 250 Seiten. Ernst Reinhardt Verlag 2000. 39,80 DM