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„Glaube“ beruhigt

USA. Für eine „Bibeltherapie“ bei erregten Demenz-Kranken plädieren H. R. Khouzam und B. Bisset. Die amerikanischen Autoren machten die Erfahrung, daß sie zwei Demenz-kranke Veteranen des Zweiten Weltkriegs durch Bibelsprüche eindrucksvoll beruhigen konnten. Allerdings handelte es sich nicht um beliebig ausgewählte Sätze, sondern um Worte, die beiden Männern zum Überleben im Zweiten Weltkrieg verholfen hatten. Der eine Patient hatte sich einen Psalm immer wieder selbst aufgesagt, als er 14 Tage lang in einem Stollen verschüttet war. Der andere hielt sich als Kriegsgefangener durch einen Bibelvers vom Suizid ab.

   Das Pflegeteam hatte beobachtet, wie ruhig sich der zuerst erwähnte und im Rahmen seiner Inkontinenz übermäßig erregte Patient immer verhielt, wenn ihn sein Sohn besuchte und dabei aus der Bibel vorlas. Besonders überrascht war das Team, als es einmal zufällig miterlebte, daß der Patient während einer Inkontinenz-Episode einen Bibelspruch aufsagte und dabei entgegen aller Gewohnheit außergewöhnlich ruhig blieb. Als das Team daraufhin den Sohn ansprach, berichtete dieser von dem Kriegserlebnis seines Vaters und der Bedeutung des erwähnten Psalms. Er empfahl den Betreuern, diesen Spruch immer dann aufzusagen, wenn sich der Vater erregte. Das Team griff mit großem Erfolg die Anregung auf und beobachtete, wie das aggressive Verhalten mit Hilfe der „Bibeltherapie“ fast völlig verschwand, obwohl sich an der Inkontinenz nichts änderte.

   Als ein zweiter Patient ebenfalls einmal einen für ihn offenbar bedeutsamen Bibelvers mehrfach wiederholte, war das Team bereits hellhörig. Auch bei diesem oft erregten Demenz-Kranken ließen sich die Bibelworte nutzen, um ihn zu beruhigen.

Anmerkung der Redaktion: Offenbar handelt es sich hier um Effekte, wie sie das „Neurolinguistische Programmieren“ beschreibt. Danach ist denkbar, daß die Bibelworte aufgrund der Erfahrungen im Weltkrieg die Bibelworte mit sehr positiven Gefühlen verbunden haben (wie Geborgenheit und Sicherheit). Die Verknüpfung ist so stark, daß die Bibelworte selbst ein halbes Jahrhundert und sogar bei einer Demenz immer wieder die damaligen Gefühle wiederbeleben.Die mit der „Bibeltherapie“ gemachten Erfahrungen sprechen dafür, schon in jungen Jahren verbal vermittelte Entspannungs- und Beruhigungstechniken ein zu üben, um sich später im Alter (insbesondere bei schweren Erkrankungen) damit beruhigen zu können.

H. R. Khouzam, C. E. Smith, B. Bisset: Bible Therapy: A treatment of agitation in elderly patients with Alzheimer´s Disease. Clinical Gerontologist 1995 (15), 71-74