Verbote durch Wahlmöglichkeiten ersetzen
Demenz-Kranke
stoßen ständig an Grenzen und Zurückweisungen. Diese Erfahrungen
kränken und sind aufgrund der Erkrankung seelisch nur schwer zu
verarbeiten. Sie helfen einem Kranken, wenn Sie an die Stelle eines
nicht erfüllbaren Wunsches andere Vorschläge rücken, zwischen denen
der Demente wählen kann. Solche Wahlmöglichkeiten unterscheiden sich
vielleicht sprachlich stärker voneinander als ihrem Inhalt nach.
Manchem Kranken vermitteln sie jedoch bereits kleine Erlebnisse von
Freiheit und helfen ihm so über das zunächst geäußerte „nein“
hinweg. Auch hier ist Ihre Phantasie gefordert.
Genau beobachten und hilfreiche Unterschiede erkennen
Wer
einen kranken Menschen genauestens beobachtet, ihn möglichst exakt und
vollständig (also nicht nur die Defizite!) beschreibt, ist davor
geschützt, in Verallgemeinerungen und Abwertungen zu verfallen (wie:
Der Demente kann „nichts“, ißt „nie“, stürzt „immer“,
redet „nur“ Kauderwelsch). Statt dem „hoffnungslosen
Krankheitsfall“ nimmt man dann wieder die individuelle Person wahr.
Wer genau hinsieht und lange genug aufpaßt, registriert auch die
unterschiedlichen Umstände, unter denen sich der Demenz-Kranke
problematisch bzw. angemessen verhält. So zeigte sich in einem Fall,
daß ein Patient seine Betreuerinnen nur dann schlug, wenn diese lange
Haare trugen. Indem diese ihre Haare mit einer Haube bedeckten, lösten
sie das Problem sofort.
Den
Kranken sozial schützen
In erschreckendem Umfang sind
Demenz-Kranke Gewaltakten ihrer Umwelt ausgesetzt. Nicht jede Form von
„Gewalt“ ist als solche unmittelbar zu erkennen. Zu den eher
„stillen Formen“ gehört die sog. strukturelle Gewalt, wie sie sich
in vielen Heimordnungen verbirgt („Ab 20 Uhr ist strenge Bettruhe“).
Auch vor folgenden Phämonen müssen Demenz-Kranke immer wieder
geschützt werden: Betrug, Entmächtigung, Infantilisierung,
Einschüchterung, Etikettierung., Überholen, , Isolierung, zum Objekt
machen, Ignorieren, Zwang, Entzug, Anklagen, massiv unterbrechen,
lächerlich machen und verächtlich abwerten.
Verhalten Dementer zurückhaltend interpretieren
Ausgehend
vom gesunden Menschenverstand neigt man schnell dazu, Verhaltensweisen
anderer Menschen zu bewerten. So neigt man dazu, einen Menschen als
„enthemmt“ oder „sexuell gestört“ zu bezeichnen, wenn er
halbnackt oder mit offenem Hosenschlitz umherläuft. Bei Demenz-Kranken
kann sich in einem solchen Verhalten aber auch deren Unvermögen
widerspiegeln, sich korrekt anzuziehen bzw. sich selbst zu pflegen.
Viele Beurteilungen drücken mitunter mehr die veränderte Sichtweise
des Beurteilers aus und tragen damit wenig dem Verhalten des Beurteilten
Rechnung. So kann es in einer Partnerschaft jahrelang normal sein, wenn
der Mann die Brüste seiner Frau berührt. Erkrankt der gleiche Mann
dann an einer Demenz und verliert die Ehefrau das sexuelle Interesse an
ihm, kann es sein, daß die Partnerin sein früher „normales
Verhalten“ jetzt als unangemessen einstuft.
Leitfaden für Notfälle erstellen
Sorgen
Sie für den Fall vor, daß Sie selbst einmal als Betreuer ausfallen und
andere vorübergehend einspringen müssen. Diesen ist geholfen, wenn Sie
einen Leitfaden zum Umgang mit dem Kranken erstellen, der insbesondere
über folgende Gesichtspunkte informiert: Telefonnummern und
Adressen: wichtige Familienangehörige, sonstige Betreuer, Freunde,
Nachbarn, Hausarzt, Facharzt, Notarzt, Krankenhaus; Tagesablauf Welches
sind die üblichen Zeiten für Aufstehen, Frühstück, Waschen/Baden,
Toilette (wie oft?); Inkontinenz: Ausmaß und Gegenmaßnahmen; Ernährung:
Besonderheiten (Vorlieben, Abneigungen, Diät), übliche Trinkmenge,
Allergien; Medikamente: Art, Dosis und Zeitpunkt der Gabe (Mit
oder ohne Flüssigkeit? Zum Essen? usw.) Fähigkeiten: Was geht
alleine, wobei ist welche Hilfe erforderlich (An- und Ausziehen,
Waschen, Toilette, Essen und Trinken); Vorlieben: Lieblingsbeschäftigung
(Hobbies), Lieblingsmusik, Gesprächsthemen usw. Schlafgewohnheiten:
übliche Zeit des Zubettgehens. Tagsüber Nickerchen? Nächtliches
Umherlaufen? (welche Maßnahmen haben sich dabei bewährt?); Besondere
Angewohnheiten: Art und Maßnahmen