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Ratschläge für Betreuer

Diagnose schonungsvoll mitteilen

Noch ist die Einstellung verbreitet, daß es taktvoller sei, Demenz-Betroffenen nicht die Wahrheit zu sagen. Viele dieser im Unklaren belassenen Kranken befürchten dann aber oft jahrelang, verrückt zu werden und sind erleichtert, wenn sie endlich aufgeklärt werden. Menschen, die ihre Demenz lieber verleugnen, lassen sich auch durch die ärztliche Diagnose häufig nicht erschüttern.

 

Auf Schlafstörungen individuell eingehen

Keineswegs alle Demenz-Kranke schlafen nachts länger und besser, wenn sie tagsüber weniger dösen und statt dessen aktiver sind. Beobachtungen haben gezeigt, daß tagsüber sehr aktive Patienten auch nachts weniger schlafen. Dagegen wurden Demenz-Kranke, die tagsüber öfter und länger dösten, auch nachts seltener wach. Offenbar gibt es Patienten, die sowohl tags wie auch nachts mehr Ruhe benötigen und umgekehrt solche, die zu beiden Zeiten wenig Bedürfnis zum Schlafen haben. Es ist deshalb wichtig, die individuellen Schlaf- und Wachmuster herauszufinden und ihnen Rechnung zu tragen. Scheuen Sie sich nicht, sich an eine Nachtpflegeeinrichtung zu wenden, wenn die Betreuer die Schlafzeiten des Patienten kaum tolerieren können.

 

An bekannten Rollen anknüpfen

Bei manchen Hausbesuchen kann es hilfreich sein, wenn Helfer eine orientierende Kleidung tragen (z.B. den weißen Kittel einer Krankenschwester).

 

Eifersucht verhindern

Manchen Kranken kann man Eifersucht ersparen, wenn man bei der Suche nach weiteren Helfern darauf achtet, daß diese das gleiche Geschlecht wie der Betreuer oder die Betreuerin haben (sie also nicht „fremd gehen“ werden).

 

"Erinnerungstherapie" betreiben

Das gemeinsame Betrachten von Fotoalben oder alten Familienfilmen unterstützt das Erinnerungsvermögen und informiert die Betreuer über den Patienten. Dabei kann der Kranke verfolgen, wie sich vertraute Personen über einen längeren Zeitraum äußerlich verändern. Sehr kleine Fotos sollte man vergrößern. Ein Besuch auf dem Friedhof kann ihn daran erinnern, daß seine Eltern längst verstorben sind.

 

Gesellschaftliche Bezüge erkennen

Jede Gesellschaft entscheidet darüber, was sie als „krank“, „wertvoll“ oder „annormal“ betrachten will. So gibt es Gesellschaften, die wohlwollend mit Demenz-Kranken umgehen, weil sie sich vorstellen, daß die Betreffenden „ihren Geist an die Jüngeren weitergegeben haben“. Eine solche „Großzügigkeit“ ermuntert vermutlich zu einem viel wohlwollenderen Umgang mit Dementen als die Vorstellungen westlicher Gesellschaften von einem „geistigen Verfall“. Die „Hilflosigkeit“ eines Menschen wird immer auch vom Engagement seiner Umwelt beeinflußt. Wie „hilflos“ beispielsweise jemand im Ausland ist, hängt davon ab, wie sehr man ihn dort unterstützt und mit Hilfsmitteln (z.B. Wörterbüchern) ausstattet. Wenn Demenz-Kranke besonders hilflos wirken, so liegt dies unter anderem auch daran, daß sich ihre Umwelt durch den sozialen Wandel (Technisierung, Beschleunigung, Vereinzelung der Menschen) im Vergleich zu ihrer Jugend sehr verändert hat und sich ständig weiter verändert. Fazit: Nicht nur biologische Prozesse machen krank, sondern auch eine sich verändernde Umwelt, zu der man den „Anschluß verliert“.